Annenaltar - Das Weltgericht

Wenn in der Advents- und Fastenzeit die Altarflügel vor den Mittelteil des Altars geklappt werden, wird  das Bild vom „Weltgericht“ bzw. „Jüngsten Gericht“ sichtbar. Besonders im 12. Jh. wird es in plastischen Szenen über den Portalen der gotischen Kathedralen sowie Fresken innerhalb der Kirchen bestimmend. Das weltweit bekannteste ist das „Jüngste Gericht“ an der Stirnwand der Sixtinischen Kapelle, das Michelangelo 1541 vollendete.
Die Thematik ist nicht einer mittelalterlich furchteinflößenden Verkündigungspraxis geschuldet, sondern greift den Gerichtsgedanken der Schrift auf. Schon bei den Propheten findet sich dieser, dann in der Predigt Johannes des Täufers sowie bei Jesus. Beide rufen zur Umkehr auf und machen deutlich, dass Gott einst Rechenschaft von jedem verlangen wird. In den Gleichnissen vom „Unkraut im Weizen“ (Mt13, 24ff) oder vom „Weltgericht“ (Mt 25, 14 ff) wird das erkennbar. Es dürfte nicht verwundern, dass sich diese Bildthematik in der christlichen Kunst immer mehr durchsetzt.

Auf den rückwärtigen Altarflügeln des Annenaltar ist zu sehen:
    Oben in der Mitte der wiederkehrende Christus und Weltenrichter auf dem Thron, umgeben von Engel, die die „Leidenswerkzeuge“ der Passion tragen. Dem Thronenden ist links eine Lilie (Symbol für den Maßstab) und rechts ein Schwert (Symbol der Vollmacht zugeordnet.  Er weist mit seiner rechten, erhobenen Hand auf die hin, die zu den Auserwählten gehören dürfen  und mit der linken nach unten zu den Verworfenen.
    Neben ihm sind links und rechts die „Aufrechten“ / „Gerechten“ (Heilige und Apostel) zu sehen.
    Darunter rufen Engel mit Trompeten links die Toten vor den Thron und rechts werden die  „Verworfenen“ unterhalb einer brennenden Stadt von dämonischen Wesen in die Verdammnis geführt. 

In der Advents- und Fastenzeit soll durch dieses Bild der Umkehrgedanke betont und herausgefordert werden. Es bleiben bei der Schließung des Altars dennoch die Bilder von der Geburt Jesu, der Anbetung der Könige und der Weihe Jesu im Tempel sichtbar.
Durch die Menschwerdung Jesus werden wir zur Beziehung mit Gott ermutigt, aber auch herausgefordert. Wir sollen mit unserem Leben Konsequenzen aus dem Entgegenkommen Gottes ziehen und, übertragen gesprochen, wie er Mensch zu werden.

 

 

 

 

      

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