Kunstwerk des Monats

Geburtsszene im Kreuzaltar an der Stirnwand des südlichen Seitenschiffes

Die Szene ist auf dem Kreuzaltar, einer brabantische Arbeit aus Antwerpen (1540 / Eiche), zu sehen. Hier das zur Advents- und Weihnachtszeit passende Bild, die Geburt Jesu, das sich links in der unteren Bildreihe des Altars befindet. Zu sehen sind anbetende Hirten und vor dem Kind ein kniender Engel, dessen Flügel leider abhanden gekommen sind. Die Darstellung des Kindes in der Mitte wirkt, als wäre später eingefügt worde, da die Basis gegenüber der Basen der anderen Figutren heller ist. Hinter dem Kind sind Ochs und Esel zu erkennen. Rechts kniet Josef mit einer Kerze vor dem Kind.

Seitlich sind kleine Schnitzarbeiten mit den Darstellungen der „Verkündigung“ und „Heimsuchung“ zu sehen. Beide sind inhaltlich mit dem Geschehen verbunden. So war es doch ein Engel Maria, der bat, dass sie ein Kind, den Messias Gottes, empfangen solle. Sie ist von diesem Auftrag so betroffen, dass sie daraufhin ihre Base Elisabeth besucht, die ihr Mut macht und sie als Mutter des Herrn preist.

Darunter ist die Szene der Beschneidung Jesu im Tempel zu sehen. Ein Priester oder Bischof nimmt die Beschneidung (mit einer Brille) vor, begleitet von fünf Männern und fünf Frauen, von denen eine dem Priester das Kind reicht und ihm beisteht.

Wolfgang Acht

Anbetung der Könige

Diese eindrucksvolle Szene befindet sich auf dem Retabel der Rückseite des Annenaltars und ist eines der sieben wertvollen Ölbilder, die vielleicht einmal das zentrale Altarbild des Hochaltars waren. Bei der Umstellung des Annenaltars vom nördlichen Turmraum in den Hochchor (1850) wurde das Retabel zur Rückseite. Diese Bildreihe dürfte älter als die Vorderseite des Annenaltars (1514) sein.

Zu sehen sind drei Weise oder Könige. Sie symbolisieren die damals bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien. So soll deutlich werden, dass alle Welt dem Messias-Kind huldigt.

Die Begegnung findet hier in der Darstellung in einer einfachen Hütte statt. Maria hat das Kind auf dem Schoß und wird gleichsam zum Thron für das messianische Kind. Josef stützt sich auf einen Wanderstock, ein Symbol für die Wanderschaft, die die Familie nach Bethlehem wegen der Volkszählung  und danach bei der Flucht nach Ägypten machen musste. Diese ist auf dem oberen Bild des Retabels dargestellt. Im Hintergrund beobachtet ein Mann die Szene durch das Fenster.

Die Könige sind vornehm gekleidet und tragen aufwendige Kopfbedeckungen. Sie reichen dem Kind ihre Geschenke in kostbaren Gefäßen. Es sind symbolische Zeichen. So steht Gold für Europa und das königliche Kind, Weihrauch für Asien und das göttliche Kind, Myrrhe für Afrika als Zeichen für dessen spätere Passion.

Im Mittelalter erhalten die Könige zudem persische Namen: Kaspar (Schatzmeister), Melchior (Gottesschutz) und Balthasar (Lichtkönig). Dann stehen sie für die drei Generationen: den Greis, den Mann mittleren und den jüngeren Alters.

 

Ein Stern hatte den Weisen im Morgenland einen König angekündigt. Das Matthäusevangelium zitiert ein Schriftwort: „Ein Stern geht in Jakob auf, und ein Zepter erhebt sich in Israel“ (Num 24,17). Es soll bezeugen, dass die Geburt Jesu als die Erfüllung dieser Verheißung verstanden werden kann.

Wolfgang Acht

Reliquiennische

Das Wort Reliquie leitet sich vom lateinischen Wort „reliquiae“, auf Deutsch „Überrest“ oder „Überbleipsel“ ab.
Der Leichnam gilt dabei als Primärreliquie. Andere Reliquien sind zum Beispiel Kleidungstücke oder Gebrauchsgegenstände, sogenannte Sekundärreliquien.
Reliquien sind Teil der Heiligenverehrung und werden oft wie Edelsteine wahrgenommen. Sie sollen den Menschen die Berührung mit den Heiligen ermöglichen. Dieser Heilige ist häufig ein ganz konkrter Mensch, den in seinem Leben eine besondere Nähe zu Jesus Christus auszeichnete.

Ursprünglich befanden sich die Primärreliquien von Heiligen in Sarkophagen unter den Altären. So wurde der Zusammenhang zwischen der Hingabe Christi und ihrer Lebenshingabe bewusst gemacht. Die Tradition sah das so vor, denn bei der Kirchweihe wurde eine Reliquie des jeweiligen Patrons der Kirche in die Mensa des Altars eingefügt, im sogenannten Altarstein.
Das hier gezeigte kunstvoll geschmiedete Gitter wurde 1991 wiedergefunden, anschließend vom kevelaerer Goldschmied Herbert Cürvers restauriert und zuletzt an seinem ursprünglichen Platz angebracht. Es schützt die kleinen Reliquienkapseln, die auf rotem Samt befestigt sind.

Wolfgang Acht

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