Kunstwerk des Monats

Drei alte Grabsteine im Chorumgang

Nach altem Brauch wird gerade im November der Toten gedacht.

Am Fest Allerheiligen (1. November) gehen die Gläubigen zum Friedhof, um an den Gräbern ein Gebet zu sprechen und diese segnen zu lassen. Am nächsten Tag, dem sogenannte Allerseelentag, werden im Gottesdienst der Gemeinde die Verstorbenen des vergangenen Jahres namentlich genannt.

Da ist es passend, sich die drei Grabsteine im Chorumgang anzuschauen. Bei der Großrenovierung 1850 wurden alle Familiengräber der Kirche beseitigt und auch diese Grabsteine ausgelagert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie wieder ins Innere der Kirche geholt. Sie sind an der Fensterwand links (1) und zwei an der Wand hinter dem Annenaltar (2/3) angebracht.

Der Grabstein aus Blaustein von 1651 ist Johanna von Eyll, geb. Gastendonck, 12. 10. 1651 gewidmet. Sie war die Frau des bekannten Bürgers Nievenheim, dessen Haus bis heute am Kinderheimwall, Ecke Oelstraße steht. Der Grabstein ist 195 cm hoch und 90 cm breit. Die Wappen der Familie von Eyll und Gastendonk sind umrahmt von Wappen anderer verwandter oder befreundeter Familien.

Der Grabstein von 1682 (Blaustein) ist für den Verstorbenen Ägidius Wilmius, der Schultheiß und Richter des Kölner Kurfürsten in der Stadt und im Amt Kempen, gleichzeitig Vogt zu Hüls und Senior des Kempener Stadtrates war. Die Beschriftung ist leider kam zu lesen. Oben ist ein Wappen mit Helmzier und Krone, einem geteiltem Schild, einem Doppelpfeil und zwei Schlüssel angebracht

Der dritte Grabstein (Sandstein) erinnert an den am 20. September 1716 verstorbenen Pater Eberhard Nakatenus aus der Gladbacher Benediktinerabtei. Er war 42 Jahre Pfarrer von Kempen. Deshalb ist der Stein geschmückt mit Kelch und Hostie, umrahmt von zwei herabhängenden Blättern. Die Benediktiner aus der Abtei Mönchengladbach waren viele Jahre als Seelsorger im Auftrag des Kurfürsten und Bischofs von Köln in der Pfarre St. Mariae Geburt tätig.

Vor der Kirche finden sich weitere alte Grabsteine an der Nordseite. Sie erinnern daran, dass es ursprünglich auf dem Kirchplatz einen Friedhof gab. In der Zeit der französischen Besatzung (Anfang 19. Jh.) wurde verboten, Tote innerhalb der Stadt zu beerdigen. Ein neuer Friedhof außerhalb der Stadtmauer wurde eingerichtet (heute der „Alte Friedhof“).

Wolfgang Acht

Leuchter tragende Engel neben dem Gnadenbild und in der Sakristei

Vier aus Holz geschnitzte Leuchter-Engel, von denen hier zwei gezeigt werden, sind zu erwähnen. Es handelt sich um eine niederrheinische Arbeit von Ende des 15. Jh. Sie tragen schwer wirkende Leuchter mit Zinnenkranz. Sie haben lange, lockige Haare und sind mit Alben und Chormänteln bekleidet. In ihrer Haltung sind sie jeweils als Paare konzipiert.

Zwei von ihnen flankieren das Gnadenbild, die anderen beiden stehen in der Sakristei. Alle vier dürfen ursprünglich dieses Gnadenbild flankiert haben, als es noch an der ersten linken Säule vor dem Chorraum stand. Als die Marienkapelle am nördlichen Kirchenschiff für das Gnadenbild angefügt wurde, bekamen sie ihren neuen Platz. 

Wolfgang Acht

 

Die Propsteikirche

Über einige Jahre gehörte das Baugerüst zum Bild beim Blick auf die Propsteikirche dazu. Vor fünf Jahren hatte die umfangreiche Sanierung der Fassade des Kempener Denkmals im Herzen der Altstadt begonnen, die in mehreren Abschnitten umgesetzt wurde. Nun sind die Arbeiten mittlerweile erfolgreich abgeschlossen.

Anlass, die Kirche als Gebäude noch einmal in den Blick zu nehmen.

Nach dem Kempener Vikar und Chronisten Johannes Wilmius (1584 – 1655) wurde der Grundstein für die steingemauerte Kirche um das Jahr 1200 gelegt. Die romanische Kirche war eine "kleine" dreischiffige romanische Kirche. Sie war schon ganz passabel, steht doch der Mittelteil und der Turm heute noch imposant im Stadtbild. Im 14. Jh. kam der Chorumgang dazu und Ende 1490 waren auch die beiden Seitenschiffe angebaut, einschließlich der Marienkapelle für das Gnaden- und Wallfahrtsbild. Die Kirche steht im Mittelpunkt der Stadt. Die farbliche Fassung entspricht der romanischen Stilepoche. Generationen haben an dieser Kirche gebaut, sie gepflegt, genutzt und oft renoviert.  

 

Die Erweiterung konnte aufgrund der gotischen Architektur und deren Grundidee vom aufstrebenden Raum mit großen Fenstern erfolgen. Den zwölf romanischen Säulen des Mittelschiffs wurde der Chorraum mit acht Säulen und ein Chorumgang zwischen 1440 und 1471 hinzugefügt.

Umfangreiche Restaurations – und Sanierungsarbeiten erfuhr die Kirche St. Mariae Geburt dann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Am 2. März 1945 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff kurz vor Kriegsende bis auf den Chorraum schwer beschädigt. Die kostbaren Kunstwerke und Altäre waren ausgelagert bzw. eingehaust worden, sodass sie erhalten blieben.

Die vorletzte grundlegende Sanierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1981 – 1993. Im Rahmen dieser Sanierung ist auch der rote Farbanstrich aufgetragen worden.

 

Dank sei allen gesagt, die sich für die Sanierung eingesetzt und diese unterstützt haben. Denn ohne die große Unterstützung von zahlreichen Freudinnen und Freunden der Propsteikirche wäre diese Maßnahme nicht umsetzbar gewesen.

Zum Seitenanfang