Kunstwerk des Monats

Die drei Kapitelle

Als diese Kapitelle bei der Renovierung 1992 von Titus Reinarz gestaltet wurde, war der politisch ausgerufene „Konziliare Prozess“ der 70er Jahre der Impuls zur Bildgestaltung. Durch die Kapitelle Verantwortung eines Jeden für den Erhalt der Welt neu bewusst gemacht werden. Dies entspricht durchaus der Botschaft des Evangeliums. Die Kapitelle stellen also eine Art bleibendes „Ausrufezeichen“ für die Gemeinde dar, dass immer wieder die Verantwortung des einzelnen deutlich macht.

 Die Bildgestaltung im Einzelnen:

Gerechtigkeit:

Es sind Köpfe von Menschen zu sehen, die auf die Aufgabe hinweisen, die Waage der Gerechtigkeit im Gleichgewicht zu halten. Die Ansammlung von Geld und Raketen stellt die Gefahr der drohenden Zerstörung dar. Weltweit müssen sich die Menschen um Gerechtigkeit bemühen. Nur so kann der Frieden gesichert werden. Der Schmetterling ist Zeichen dafür.

Frieden:

Eine blaue Taube mit einem Ölzweig wird zum Boten des Lebens für die Stadt. Ein zweiter Ölzweig schmückt das Rathaus und das Von-Nievenheim-Haus in Kempen. Ein Radfahrer ist zu sehen, ist doch das Fahrrad ist am Niederrhein universelles Fortbewegungsmittel. In diesem Kontext symbolisiert es die Wichtigkeit dessen, die Botschaft des Friedens zu den Menschen zu bringen.

Bewahrung der Schöpfung:

Früchte der menschlichen Arbeit erinnern an den langen Weg vom Samenkorn bis zur reifen Frucht. Zudem symbolisieren die Rosen die Schönheit der Schöpfung und unterstreichen die so die Wichtigkeit, diese Schöpfung zu bewahren.

Fresko der wichtigen Heiligen des Franziskanerordens

Dieses Fresko des 15. Jahrhunderts wurde vom Franziskaner Johannes Brugmann ( 1473) gestiftet, der aus Kempen stammte und hier ganz rechts abgebildet ist. Dargestellt sind die bedeutenden franziskanischen Heiligen: Franziskus, Klara, Bonaventura, Elisabeth von Thüringen, Antonius von Padua und Bernhardin von Siena.

Die Heiligen werden mit ihren jeweiligen Attributen gezeigt: Franziskus mit der hl. Schrift und dem Kreuz sowie mit Stigmata an Händen, Füßen und an der Seite. Damit ist er als großer Verehrer des Kreuzes Christi erkennbar. Die heilige Clara, die von Franziskus in seine Gemeinschaft aufgenommen wurde, gründet in seinem Namen den weiblichen Zweig des Ordens. Sie trägt ein Buch und auch eine Monstranz. Sie soll einer Legende nach den sarazenischen Belagerern vor Assisi erfolgreich mit einer Monstranz entgegen gegangen sein und so die Stadt vor der Zerstörung und der Plünderung durch die Feinde bewahrt haben.

 

Neben ihr steht der heilige Bonaventura. Er war der dritte Ordensobere des Franziskanerordens und gilt auch als ein bedeutender Kirchenlehrer. Manche wollen hier eher eine Darstellung Ludwig von Toulouse sehen. Selbstverständlich darf Elisabeth von Thüringen auf einem solchen Bild nicht fehlen. Sie wird mit einem Armen gezeigt, den sie gerade bekleidet, hat sie sich doch für Schwache und Arme engagiert. Es folgt Antonius von Padua, auch er mit einem Buch, der heiligen Schrift, soll doch Papst Innozenz III. nach einer Begegnung mit ihm und Franziskus gesagt haben, dass er eine „lebendige Bibel“ und Franziskus sein „Bischof“ sei. Es folgt nun die Darstellung des heiligen Bernhard von Siena, hier mit einem offenem Buch und einer Monstranz, mit den Buchstaben IHS, den Anfangsbuchstaben des griechischen Namens Jesus. Auf der linken Seite des Buches steht: „Ich habe ihnen deinen Namen geoffenbart“ (Joh 17, 6, auf der rechten Seite: „Completum est hoc opus anno 1493“, womit das Entstehungsjahr des Werkes angeben ist. Die Jahreszahl könnte sich aber auch auf die Vollendung des Chorumgangs beziehen, weil „opus“ ein Bauwerk und nicht ein Bild meint. Die Franziskaner selbst gründeten erst 1624 eine Niederlassung in Kempen.

Wolfgang Acht

Marienbild im nördlichen Turmraum

 

Dieses Tafelbild wurde von Wilhelm Kallen wahrscheinlich 1920 geschaffen. Es zeigt Maria, Jesus und Johannes den Täufer.

Der Maler hat sich wohl am Bild „Die Schöne Gärtnerin“ des großen Malers Raffael orientiert, da dessen Bild bis in Details kopiert wurde.

 

Maria, vor einer weiten Landschaft, wendet sich ihrem Kind zu. Sie hält dessen linke Hand und hat den rechten Arm auf dessen Rücken gelegt. Rechts vor ihnen, erkennbar am Kreuzstab und Fellumhang, kniet Johannes der Täufer als Kind. Damit deutet das Bild eindeutig darauf hin, dass Johannes zum Wegbereiter für den Messias wurde. Dass er hier vor dem Jesuskind kniet, bezeugt seinen großen Respekt vor dem kommenden Messias Christus. Später wird er von ihm bezeugen: „Jener muss wachsen, ich aber geringer werden“ (Joh 3, 30).

 

 

Dieses Motiv ist im Mittelalter sehr beliebt und wurde von vielen bedeutenden Malern ins Bild gesetzt.

Wolfgang Acht

 

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