Kunstwerk des Monats

Marienbild im nördlichen Turmraum

 

Dieses Tafelbild wurde von Wilhelm Kallen wahrscheinlich 1920 geschaffen. Es zeigt Maria, Jesus und Johannes den Täufer.

Der Maler hat sich wohl am Bild „Die Schöne Gärtnerin“ des großen Malers Raffael orientiert, da dessen Bild bis in Details kopiert wurde.

 

Maria, vor einer weiten Landschaft, wendet sich ihrem Kind zu. Sie hält dessen linke Hand und hat den rechten Arm auf dessen Rücken gelegt. Rechts vor ihnen, erkennbar am Kreuzstab und Fellumhang, kniet Johannes der Täufer als Kind. Damit deutet das Bild eindeutig darauf hin, dass Johannes zum Wegbereiter für den Messias wurde. Dass er hier vor dem Jesuskind kniet, bezeugt seinen großen Respekt vor dem kommenden Messias Christus. Später wird er von ihm bezeugen: „Jener muss wachsen, ich aber geringer werden“ (Joh 3, 30).

 

 

Dieses Motiv ist im Mittelalter sehr beliebt und wurde von vielen bedeutenden Malern ins Bild gesetzt.

Wolfgang Acht

 

Vortragskreuz am Zelebrationsaltar

 

Das Alter des Kreuzes ist nicht bekannt, allerdings dürfte es im 18. Jahrhundert entstanden sein. Das Kreuz hat einen hölzernen Kern, der mit Silberblech becshalgen und getriebenen Medaillons verziert ist.

 

Die Vorderseite:

Der Längsbalken des Kreuzes ist 62 cm, der Querbalken 32,5 cm lang. An der Unterseite des Kreuzes befindet sich ein runder Knauf mit einem Durchmesser von 8cm. Der Korpus selber ist 15cm lang, seine Arme spannen 14 cm auf. Der wohl später angefertigte Kreuzstab ist 170 cm lang. Über dem Querbalken ist die Kreuztafel auf einer Art Blattwerk mit dem Kennzeichen INRI eingefügt. Die Kreuzbalken enden in mit kleinen Kugeln verzierten Dreipassenden. Diese Art der Fertigung ist sehr typisch für das kölner Bistum und damit auch passend für St. Marien, gehörte doch die Pfarre ursprünglich dem Kölner Bistum an.

Angebracht an den Kreuzenden, zeigen Medaillons Bilder des leidenden Jesus:

  • Oben befindet sich Jesus mit Geißel, Rute und Stab und Dornenkrone. Er trägt einen Strahlennimbus.

  • Unten trägt Jesus das Kreuz.

  • Rechts ist Jesus an die Geißelsäule gebunden dargestellt.

  • Links ist er (hier ebenfalls mit Strahlenkranznimbus) als der Spottkönig mit einem Mantel bekleidet zu sehen. Er trägt einen Stab, der wie ein Zepter wirken sollte.

Die Medaillons zeigen die Leidensstationen vor der Kreuzigung und so das furchtbare Leid, das man Jesus antat.

 

 

Rückseite

In der Mitte des Längs- und Querbalkens war eine Reliquienkapsel eingelassen, die verloren gegangen ist. Möglicherweise enthielt sie eine Kreuzreliquie, um diesem Kreuz eine berührbare Nähe zum Gekreuzigten zu verleihen.

Die Medaillons selbst zeigen die vier Evangelisten und ihre Attribute:

  • Oben: Markus mit dem Löwen.

  • Unten: Lukas mit dem Stier.

  • Links: Johannes mit dem Adler.

  • Rechts: Matthäus mit dem Engel.

 

Die Evangelisten tragen ein Buch, eine Schreibfeder in der Hand und vor sich ein Tintengefäß, was sie als Autoren der Evangelien markiert. Beim Evangelisten Matthäus scheint der Engel (sein Attribut) das Tintengefäß zu halten.

Die Evangelisten sind die Zeugen des Lebens, Wirkens, Leidens und des Todes Jesu. Sie sind mit ihren Evangelien dem Auftrag Jesu gefolgt, alles weiterzugeben, was er ihnen auftrug und was sein Leben ausmachte.

Wolfgang Acht

Pieta im Chorumgang

Dieses hölzerne Vesperbild schmückte ursprünglich ein heute nicht mehr existierendes Heiligenhäuschen in Unterweiden, einem Ortsteil von Kempen. Es dürfte um 1700 entstanden sein und wurde 1981 in mühevoller Kleinarbeit restauriert. Man entfernte spätere Übermalungen und brachte so das Bild in den alten Zustand, wodurch die Oberfläche jetzt gefleckt wirkt.

Maria hat ihren Kopf zur linken Seite geneigt und schaut so ihren toten Sohn, der auf ihrem rechten Knie liegt, nicht an. Ebenso ist der Blick auch nicht auf den Betrachter bzw. Beter gerichtet. Ihre rechte Hand hält sie fast flehend in die Höhe und die linke zeigt mit dem Zeigefinger auf den Betrachter. So gewinnt man den Eindruck, als wolle sie den Betrachter bitten, ihren Schmerz zu teilen und als würde Sie den Leichnam ihres Sohnes mit der Bitte um ein Mittragen anbieten. Der kraftvolle Leichnam des Sohnes liegt auf dem rechten Knie Mariens. Sein Kopf ist zur Seite gesenkt.

Das Bild entspricht der Tradition der Vesperbilder. Es soll den Schmerz der Gottesmutter über den Tod ihres Sohnes ausdrücken und den Betrachter dazu einladen, den Schmerz der Mutter zu teilen. Auch ist es ein Trostbild, weil der Beter hoffen darf, dass Maria seinen Schmerz und seine Not solidarisch mitträgt.


Wolfgang Acht

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