Kunstwerk des Monats

Rosenkranzfenster im linken Seitenschiff: "Der dich o Jungfrau in den Himmel aufgenommen hat"

Im folgenden Beitrag wird eines der Rosenkranzfenster dargestellt und interpretiert.. Es thematisiert das Rosenkranzgesätz: „Der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat“

Das Hauptbild

Maria steht im roten Strahlenkranz, im Gegensatz zum gelben Strahlenkranz des auferstandenen Christus. Sie wird von vier Engeln in den Himmel geleitet. Links bläst ein Engel die Flöte, rechts spielt einer eine Laute, darunter knien zwei betende Engel mit liturgischen Stolen. Drei puttenartige Engelköpfe bilden ein Dreieck, das Zeichen für das Vollkommene.

 

Unter der in den Himmel aufgenommenen Maria knien und stehen acht staunende Apostel. Rechts Petrus, kniend mit offenem Buch. Ein Apostel an der linken Seite ist nur durch einen angedeuteten Nimbus zu erkennen. Über Petrus sind zwei betende, zum Himmel aufschauende Apostel dargestellt. Vor einem Sarkophag kniet in der Mitte der Lieblingsjünger Johannes. Aus dem Sarkophag wachsen Rosen und eine Lilie, was auf die Legende verweist, dass aus dem leeren, offenen Grab Blütenduft aufstieg. Die deutende Inschrift lautet: „Assumpta est Maria in coelum gaudent angeli“ > Maria ist in den Himmel aufgenommen. Die Engel freuen sich.

 

Unterer Teil des Fensters, der typologischer Bezug zum Ersten Bund:

 

Esther tritt mit demütig auf der Brust verschränkten Händen vor den König Ahasver, der sein Zepter als Zeichen für die Anerkennung und Gnade auf sie richtet. Man sieht zwei Begleiter, einer wohl Mordechai, der Onkel von Esther, der andere ritterlich gekleidet mit einem Stab.

Der Schriftzug lautet: „Cumque vidisset Esther reginam stantem“ (Esther 5.2), d. h. als der König die Königin Esther vor sich stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Das vollständige Schriftwort des Schriftzitates lautet: „Als der König die Königin Esther im Hof stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Sie trat näher und berührte die Spitze des Zepters.“ Esther wird so zum Typos und Vorbild für Maria, die ebenfalls Gnade vor Gott fand und um Gnade für die Beter bittet. Der Engel sagte ihr bei der Verkündigung: „Maria, du bist voll der Gnaden“.

Wolfgang Acht

Kreuztragender Jesus

Das Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes wird im Kirchenjahr der römisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirchen am 14. September gefeiert wird.

In der Thomaskapelle – daher für viele unbekannt – befindet sich das Standbild des „Kreuztragenden Jesus“. An dieser Stelle ist es das älteste Kunstwerk. Es handelt sich um eine niederrheinische Arbeit aus dem 15. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde der beschädigte untere Teil des Kunstwerks unglücklich restauriert und ist daher etwas zu klein. 1959 wurde die Bemalung entfernt.

Jesus trägt eine Dornenkrone und das Kreuz.  Er hat beide Hände an die Kreuzbalken gelegt (wobei die rechte Hand eigentlich verdreht ist). Jesus ist bekleidet mit einem mit wenigen Falten gestalteten und einem dicken Strick gegürteten Rock. Hände, Füße und Gesicht sind eher grob gearbeitet. Die Figur ist von geringerer Qualität. Vielleicht entstammt sie einem der Altäre, die bis 1850 in der Kirche standen, aber bei der damaligen großen Renovierung der Kirche abgebaut wurden.

Von den bis dahin 17 aufgestellten Altären sind außer der drei kostbarsten Antwerpener Altäre keine mehr erhalten.

Wolfgang Acht

Der Figurenschmuck das Chorgestühls

Das spätgotische, künstlerisch wertvolle Chorgestühl aus Eiche, wurde von Johannes Gruter aus Wesel gefertigt und 1493 im Chorraum aufgestellt. Dieses Chorgestühl war wegen der Vielzahl an Altarvikale und Priester notweding. Letztere waren an der benachbarten Lateinschule, der heutigen „Burse“, als Lehrer tätig.

An den linken Wangen des Gestühls sind die sogenannten „rheinischen Marschälle“ zu sehen, die sich seit dem 15. Jh. in der Kirchenprovinz Köln großer Beliebtheit erfreuten. So sind an den Hochwangen Cornelius und Hubertus, an den Pultwangen Quirinus und Antonius der Mönchsvater zu erkennen.

Cornelius:

Cornelius (Papst im 3. Jh.), der Pfarrpatron von Tönisvorst, ist mit Papst-Tiara und einem Horn ausgestattet. Sein Name kommt von „cornu“, das Horn. Den Hirtenstab nimmt er mit einem umwickelten Tuch auf. So war es in der Kirche lange üblich, damit die kostbaren Stäbe nicht geschädigt wurden. Zugleich signalisierte es die Bedeutung des Papst- und Bischofsamtes.

Hubertus:

Gegenüber steht Hubertus, der erste Bischof von Maastricht (8. Jh.), der Pfarrpatron von St. Hubert. Er trägt Pontifikalkleidung und hält den Hirtenstab, von dem leider die Spitze abgebrochen ist. Ebenso hält er ein Buch. Zu Füßen steht sein Attribut, der Hirsch- In dessen Geweih soll Hubertus bei einer Jagd ein Kreuz gesehen haben , was ihn dann zum Glauben führte.

Antonius:

An den Pultwangen ist Antonius der Wüstenvater (2. Jh.) abgebildet. Er ist der Pfarrpatron von Tönisberg. Er ist mit Mönchskutte und einer Art Barett auf dem Kopf dargestellt. Ein Buch hält er in der rechten Hand, zudem eine Art Kette in der linken. Das Schwein zu seinen Füßen weist auf ein Privileg des nach ihm benannten späteren Antoniter-Orden hin, der wegen seiner Hospitzarbeit auch innerhalb der Stadt Schweine halten durfte, um die Kranken ernähren zu können. 

Quirinus:

Gegenüber steht Quirinus, der Legende nach ein römischer Tribun (2. Jh.), der in Rom das Martyrium erlitt. Er ist der Patron von Neuss. Quirinus trägt einen ritterlichen Plattenharnisch, einen Mantel und in der linken Hand ein Schild mit den üblichen neun Kugeln. Diese befinden sich nach heute auf dem Neusser Stadtwappen. In der rechten Hand hält er ein Sieges-Banner.

 

 

 

Weil Kempen zur kölnischen Kirchenprovinz gehörte, durften dessen „Marschälle“ in diesem Gestühl nicht fehlen. Diese „Marschälle“ sind auch am Sockel des Sakramentshauses zu sehen.

Die Marschälle von links nach rechts:

Augustinus, Bischof von Hippo
Ambrosius, Bischof von Mailand
Hieronymus
Gregor der Große

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