Kunstwerk des Monats

Pieta im Chorumgang

Das hölzerne Vesperbild / Pieta dürfte im 17. Jh. entstanden sein, zeigt es doch barocke Züge. Es wurde 1981 in mühsamer Kleinarbeit von Schmutz und von später aufgelegten Farbgebungen befreit. Daher sieht es  etwas unfertig aus. Doch nach Auffassung des Denkmalschutzes sollte die ursprüngliche Fassung bewahrt bleiben.

Das Bildnis stand früher in einem heute nicht mehr existierenden Heiligenhäuschen in Unterweiden.

Die leidende Mutter trägt ihren toten Sohn, der die furchtbare Kreuzigung erlebt hat. Ihr Gesicht wirkt fast starr vor Schmerz. Dennoch stellt sie sich der Trauer um ihren Sohn und nimmt ihn behutsam in ihre Arme und auf ihren Schoß. Wie furchtbar hat sich doch das Wort Simeons bei der Weihe des Sohnes im Tempel erfüllt: „Dieser (dein Sohn) ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen“ (Lk 2, 34 f).  

Viele können vor diesem Bild ihre Not artikulieren und darum bitten, Maria möge die Kraft geben, Schmerz und Trauer zu tragen.  

Wolfgang Acht        

Zwei romanische Konsolen

  Die beiden Sockelfiguren dürften ursprünglich Hinweis dafür gewesen sein, dass in den linken Bänken die Frauen und in den rechten die Männer ihren Platz hatten.

Ist doch der linke Kopf mit einer Haube versehen, was darauf hinweist, dass ein Mädchen bei der Eheschließung „unter die Haube“ gekommen ist. Rechts findet sich keine Kopfbedeckung, weil die Männer im Gottesdienst keine Kopfbedeckung tragen sollen.

1992 wurde bei der großen Renovierung den Köpfen eine neue Deutung zugeordnet. Propst Dr. Josef Reuter gab eine neue Interpretation vor, die der Maler Günter Krumbach umsetzte.

Die linke Figur zeigt nun einen „Ungläubigen“ und die rechte den „Gläubigen“. Der „Ungläubige“ verschließt Augen und Ohren für die frohe Botschaft, der „Gläubige“ öffnet dagegen die Augen und Ohren. Deshalb sind den Köpfen links ein Strauß mit dem Kopf im Sand und welke Zweige und rechts ein aufstrebenden Adler und Sprösslinge zugeordnet.

So werden die Bilder zur Mahnung in Bezug auf die Haltung zu Glaube und Gottesdienst. Der Glaube kommt vom Hören, während die Verschlossenheit ins Dunkle führt.  

Wolfgang Acht        

Der Schneider von Kempen - Eine Säulenkonsole im rechten Chorumgang

  Auf der rechten Seite des Chorumgangs überrascht, eine Sitzfigur an einer der Säulenkonsolen. Sie vermittelt den Eindruck, als trüge sie diese Säule.

Es ist zur Entstehungszeit des Chorumgangs nicht ungewöhnlich, dass der Baumeister oder ein leitender Steinmetz sich selbst darstellt um zu zeigen, dass er das Bauwerk gestaltetet hat.  

Die Figur im Schneidersitz erinnert an eine Legende, die von einem armen Kempener wissen will, dass dieser, weil er kein Geld für den Bau der Kirche spenden konnte, bereit war, stattdessen nach seinem Dienst in der Werkstatt, jede Nacht Bausteine auf die Gerüste schleppte, damit am nächsten Tag weitergebaut werden konnte.

So wird das Bild des Baumeisters zum Bild der ehrenamtlichen Dienste, ohne die eine Gemeinde solche Projekte nicht meistern könnte.  Hätte es diese engagierten Menschen nicht über all die Jahrhunderte gegeben, stünde das hier gezeigte „Schmuckstück“, die Kirche, gewiss nicht mehr so da. Das Bild wird zu einem kleinen „Heiligenbild“ und zum Denkmal für das „Ehrenamt“.

Möge es weiter diese engagierten Menschen in der Gemeinde geben.  

Wolfgang Acht        

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